Selbstvervollständigung durch Gemeinschaftserfahrung
Beim Heranwachsen in unserer heutigen Gesellschaft entwickeln wir als Individuen zunächst unsere “Ich-Identität”. So lernen wir wer wir sind anhand von Prägungen durch äußere Einflüsse zu begreifen, wie etwa durch die Eltern oder das soziale Umfeld. Gemeinschaft erfahren wir dabei eher reduziert, als regulierenden Rahmen über den unsere Identität konditioniert wird.
Doch das Bild, das wir von uns selbst haben, beschränkt sich nicht nur auf diese konditionierten Anteile, die in der Regel eher als Trennung erlebt werden. Vielmehr lässt die Sehnsucht nach Einheit, die in uns allen veranlagt ist, heraufdämmern, dass da mehr ist. Und das scheint sogar unabhängig davon zu sein, ob wir eher spirituell oder materiell orientiert sind.
Um dies besser fassbar zu machen, hat der Psychologe Carl Gustav Jung das “Ich” vom “Selbst” dadurch unterschieden, dass das “Ich” das bewusste Sein und das “Selbst” die Ganzheit aus Bewusstem und Unterbewusstem umfasst. Über das “Selbst” kann demzufolge auch der Zugriff auf kollektiv Unterbewusstes erfolgen, dass uns mit der Gemeinschaft verbindet.
Diese verbindende Urkraft, die wir bei achtsamer Innenschau erahnen, wurde in archaischen Stammeskulturen vor einigen tausend Jahren noch aktiv im Miteinander vergegenwärtigt. Der moderne Mensch hat jedoch verlernt in einer Gemeinschaft authentisch zu sein.
Daraus ergibt sich als wichtige Herausforderung unserer Zeit, wieder zu lernen, wie Gemeinschaft und Gemeinschaftsbildung funktioniert. Für eine solche Selbstvervollständigung im Gemeinschaftskontext können spezifische Kommunikationspraktiken hilfreich sein.
Ein Beispiel für eine solche Kommunikation im Gruppenkontext ist die Methode des “Ehrlichen Mitteilens” nach Gopal Norbert Klein. Diese kann man in Gruppenveranstaltungen experimentell einüben. Die dazu angebotenen Gesprächskreise des Vereins “Oase der Einkehr” bieten hier eine interessante Möglichkeit.