
“Containment” – kindliche Gefühle wollen gehalten werden
Hunger, Langeweile, Unlust aber auch Freude nehmen das kleine Kind in vielen Momenten voll und ganz in Beschlag. Als Erwachsene wissen wir, wie sehr wir mit einem schreienden Kind mitfühlen oder mit einem lachenden Kind die Freude teilen können.
Der britische Psychoanalytiker, Wilfred Ruprecht Bion (1897–1979), fand für diese haltende Funktion der Erwachsenen ein schönes Bild: der Erwachsene ist für die Gefühle des Kindes eine Art „Container“. Er hält und verarbeitet sie und gibt sie ihm in reifer, denkbarer Form zurück. Aus diesem Zusammenspiel lernt das Kind später, seine Gefühle selbst zu verarbeiten.
Es gibt Containment in drei Arten: Manchmal läuft das Kind bei den Erwachsenen wie vor eine Wand, es erhält gar kein oder zu wenig Containment. Dann ist es mit seinen Gefühlen auf sich selbst zurückgeworfen und erfährt keinen psychischen Raum, in den es seine eigenen Gefühle ablegen kann.
Bei einem Zuviel an Containment lassen die Erwachsenen das Kind nicht eigenständig sein. In sensationeller Weise nehmen sie z.B. die Ängste des Kindes auf und machen daraus ein Drama. So werden die Emotionen des Kindes dazu benutzt, um die eigene Leere aufzufüllen.
Wenn das Containment genau im richtigen Maas geschieht, dann können Erwachsene und Kinder daran wachsen. Beide tun sich gegenseitig gut, beide spüren Resonanz und eine Form von Gehalten-Werden im anderen.
Aber wie kann ich als Erwachsener dazu kommen, diese nährende Form des Containments zu realisieren? Wichtig dafür ist ein bewusster Umgang mit den Gefühlen an sich: Gefühle wahrnehmen können, Gefühle aushalten können und Gefühle in Worte fassen können. Ich kann mich darin üben, mich immer wieder selber zu fragen: “Was fühle ich jetzt?”. Und als zweiten Schritt das Gefühl einfach da sein zu lassen, ohne ständig wieder in Gedanken zu gehen – dann wird das Gefühl ausgefühlt und ein Raum von Stille und Gelassenheit bleibt als Belohnung für meinen Mut zurück.